Jedes Jahr am Abend des 31. Oktobers, sobald sich die Dunkelheit über die Erde breitet, tauchen auf den Straßen der österreichischen Städte und Ortschaften gar gruselige Gestalten auf: Teufel und Hexen, Gespenster und Kürbisfratzen. „Was ist denn da heute los? Findet in der Stadt ein Karneval statt? Was wird da bitte gefeiert?“ - hätten Menschen des 19. Jahrhunderts verständnislos gefragt. „Liebe Leute, das ist Allerheiligen in seiner amerikanischen Ausprägung“ – würde man ihnen antworten. „Oh, lieber Gott! Das ist aber etwas ganz Neues! So was kennen wir nicht! Was ist das, bitte sehr?“ Etwas gar so völlig Neues ist dieser Brauch nicht. Zumindest nicht in Europa, in Österreich allerdings schon. Samhain ist eines der vier Jahreszeitenfest sowohl der Insel- als auch der Festlandkelten.Auf den britischen Inseln und in Irland wurde der 1. November einschließlich der davorliegenden Nacht als "Samhain" ( "samfuin" = Sommers Ende) gefeiert. Bis zu diesem Datum mußte das Vieh von den Sommerweiden zurück sein, überzähliges Vieh als Wintervorrat geschlachet ,Tribute und Abgaben wurden bezahlt und die Zeit des Geschichtenerzählens rund um das Feuer begann da sich das Leben der nächsten Monate bis "Beltene "( 1. Mai) vorwiegend im Haus abspielte. Die Nacht vor Samhain (31.Oktober) wurde als unbestimmbare Zeit, also Ewigkeit empfunden: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fielen zusammen. Für diese 12 Stunden Nacht hob sich der Schleier zwischen der Menschen- und der Anderswelt, also Diesseits und Jenseits waren offen. Die Überirdischen unternahmen zu dieser Zeit gerne Angriffe auf die Welt der Menschen. Mit den Andersweltgestalten drängten auch die Abgeschiedenen/Toten unter den Hügeln hervor. Die meisten Iren und Schotten ziehen es noch heute vor, die Samhain-Nacht bzw Halloween zuhause mit der Familie zu verbringen. Ausnahme macht die Jugend, die sich in dieser Nacht vermummt und maskiert herumtrieb und treibt. Es ist anzunehmen, daß sie ursprünglich die Toten darstellen. In vielen ländlichen Gegenden Irlands, Schottlands, Wales und der Bretagne wurde jeweils am Vorabend des christlichen Allerheiligen ( 1. November), das Haus besonders gereinigt, das Feuer/der Kamin sorgfältig bedeckt ,Speise und Trank hingestellt; die Haustür ließ man unverriegelt und legte sich dann zum Schlafen nieder. Unter keinen Umständen, trotz Totenverehrung, durfte man diesen begegnen oder sie beobachten, Auf der Strasse sollte man sich nicht umdrehen. Der Volksbrauch , die Toten zu bewirten, dürfte Ahnenverehrung gewesen sein, meist wurde Milch, Honig und Korn geopfert. Das christliche Fest Allerheiligen wurde durch Papst Bonifatius IV am Anfang des 7. Jahrhunderts als Gedenktag an alle Heiligen und Märtyrereingeführt und nach seinem Willen jährlich am ersten Freitag nach Ostern gefeiert. Das Fest Allerheiligen ist „zur Verehrung aller der Heiligen und Engel bestimmt, denen keine besonderen Festtage geweiht sind“ - so der Brockhaus. Im Jahre 865 verlegte Papst Georg IV das Fest auf den 1. November. Der Grund für diese Verlegung des Festes war folgender: Zum alten Termin, kurz nach Ostern, konnte die große Zahl von Pilgern, welche anlässlich Allerheiligen unterwegs waren, nicht ernährt werden. Nach dem Winter waren ja alle Vorratskammern leer. Daher beschloss man aus rein praktischen Gründen, das Fest auf einen Termin kurz nach Einbringung der Ernte zu verlegen. Dass Allerseelen nunmehr genau mit dem heidnischen Fest Halloween zusammenfällt, mag reiner Zufall sein. Es könnte allerdings auch dem Ziel gedient haben, das heidnische Halloween zu verdrängen und in Vergessenheit geraten zu lassen. Allerseelen, der Gedenktag aller Verstorbenen ist am 2. 11., dem Tag nach Allerheiligen. Halloween „(engl. All Hallow´s Eve, heißt übersetzt so viel wie „heiliger Abend“ oder „der Abend vor Allerheiligen“.) (…) benennt ursprünglich die Volksbräuche am Abend und in der Nacht vor dem Hochfest Allerheiligen, vom 31. Oktober auf den 1. November.“ – behauptet der österreichische „Seelengärtner“ Alfred Zenz. Im Laufe des 19. Jahrhunderts emigrierten Millionen Iren in die USA. Aufgrund durch Missernten auf der “Grünen Insel“ verursachter großer Hungersnöte kam es zu mehreren großen Auswanderungswellen. Selbstverständlich nahmen die Menschen ihre alten Bräuche (darunter auch Halloween) mit sich in die Neue Welt mit. Jenseits des Großen Teiches wurden die irischen Bräuche durch indianische und amerikanische ergänzt, manchmal auch ersetzt. Die Rübe mutierte in den USA zu einem Kürbis und wurde groß vermarktet. In den USA entwickelte sich das Fest Allerheiligen zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. „Die Vereinigten Staaten sind Vorreiter, was kommerzialisiertes Feiern, gruselige Kostüme auf den Straßen und üppige Halloween Deko angeht.“ – steht auf der Seite http://www.questico.de zu lesen. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde das neue, amerikanische Halloween von den USA aus nach Frankreich exportiert. Später kam dieses amerikanische „Exportstück“ nach Deutschland und in Folge auch zu uns nach Österreich. Halloween zu feiern oder nicht zu feiern, das ist die Frage! Die Antwort hängt ab vom persönlichen Geschmack. Autoren: Frau Brigitte Vogelsang und Herr Manfred Holek |
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